Verkehr, Raumplanung und Bildung waren die hauptsächlichen Themen der Grünen am langen Tisch im Walterswiler St. Urs und Viktor, an den die Kantonsratskandidatinnen Melissa Müller und Anna Engeler am Sonntag geladen hatten. Kantonsrat Felix Wettstein und Regierungsratskandidatin Brigit Wyss waren ebenfalls mit von der Partie. Die Solothurner Gemeinde Walterswil ist in einer sehr speziellen Lage: Das Leben ist vollständig auf den Nachbarkanton Aargau ausgerichtet. Ein Bus fehlt in dieser verstreuten 720-Seelen-Gemeinde, die aus mehreren Kleindörfern besteht; es gibt einzig den Schulbus. Der Bahnhof liegt etwas abseits und bereits auf Aargauer Boden. Wer nicht selber ein Fahrzeug steuern kann, ist auf Fahrdienste angewiesen – was unnötigen Mehrverkehr nach sich zieht. Die Grünen sind der Ansicht, dass es eine Busanbindung unbedingt brauchen würde.

Zwischen den verstreuten Siedlungskernen hat sich in den letzten Jahrzehnten das Siedlungsgebiet wie eine Krake ausgebreitet, ohne dass die Bevölkerungszahl wesentlich gestiegen wäre. Die Autobahnnähe und das günstige Bauland leisten dieser Entwicklung Vorschub. In der gleichen Zeit ist die dörfliche Infrastruktur fast ganz verschwunden: Post geschlossen, Dorfladen geschlossen, nur noch ein Restaurant in Betrieb. Für die Grünen sind dies Beispiele, die das Versagen der Raumplanungspolitik aufzeigen. In Zukunft muss es gelingen, Dörfer nach innen zu entwickeln und nicht an den Rändern weiter ausfransen zu lassen.

Walterswil ist wegen seiner Lage auch bildungspolitisch speziell gefordert. Die Primarschule ist in Safenwil und die weiterführenden Schulen – wie etwa das Gymnasium, das Melissa Müller besucht – sind alle in Zofingen und Umgebung. Wer hier wohnt und Kinder hat, erlebt unmittelbar die Nachteile, wenn jeder Kanton die Schule auf seine Art erfindet. Die Harmonisierung der bisher unterschiedlichen Schulsysteme ist längst fällig und darf nicht schon wieder geopfert werden.

Übrigens: Auch wenn Walterswil hinter dem Engelberg dem restlichen Kanton quasi den Rücken zukehrt – es ist gar nicht so weit weg. Zu Fuss ist der unterste Dorfteil in nur gerade 90 Minuten ab Olten zu erreichen, auf dem sehr attraktiven Weg über Mühlitäli, Wartburghöfe und Bad Lauterbach. Die Grünen der Amtei Olten-Gösgen haben es ausprobiert und genossen.

Fotolegende (vl): Felix Wettstein, Brigit Wyss, Melissa Müller, Anna Engeler, Theresa Späni